Phallus

Phallus

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Phạl|lus 〈m.; -, Phạl|li od. Phạl|len〉 das (erigierte) männl. Glied [<grch. phallos „das männl. Glied als Sinnbild der Zeugungskraft“]

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Phạl|los, der; -, …lloi u. …llen (selten), Phạl|lus, der; -, …lli u. …llen, auch: -se (bildungsspr.) [spätlat. phallus < griech. phallós]:
[erigiertes] männliches Glied (meist als Symbol der Kraft u. Fruchtbarkeit).

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I
Phạllus
 
[griechisch] der, -/...li und ...len,  
 1) Anatomie: der Penis.
 
 
 2) Botanik: Gattung der Bauchpilze mit der bekannten Art Stinkmorchel.
 
 3) Religionsgeschichte: Der Phallus, besonders das erigierte männliche Glied, ist im Altertum ein Attribut von Göttern (z. B. Priapos) oder Naturwesen (z. B. Satyrn) und gilt als Zeichen besonderer Kraft (daher oft als Amulett verwendet) und der Fruchtbarkeit, so in den Kulten des Dionysos, der Demeter (z. B. in Verbindung mit Baubo), des Osiris, der Astarte und als Linga im Kult des Shiva (»phallische Kulte«); er war auch Attribut der Herme. Aus der Jungsteinzeit Europas sind tönerne Phalli und Tonfiguren bezeugt, die für die Bedeutung des Phallus in Religion und Kult sprechen. Auch manche skandinavische Felsbilder der Bronzezeit scheinen Männer (Priester oder Götter?) mit übergroßem Phallus (ithyphallisch) darzustellen, so auch Holzfiguren aus den norddeutschen und englischen Mooren. Die Völkerkunde kennt ihn als Attribut von Ahnenfiguren.
 
II
Phallus,
 
das männliche Glied; meist Bezeichnung für das versteifte (erigierte) Glied. Figuren mit übergroßem Phallus finden sich in Europa seit der Jungsteinzeit als Symbol der Potenz, gleichbedeutend mit Macht, Kraft, Zeugungskraft und Fruchtbarkeit. Die Verehrung des Phallus in Phalluskulten ist von vielen Völkern und Zeiten bekannt. Im japanischen Shintoismus galt der Phallus als Inbegriff des Lebensprinzips. Noch heute spielt er in Indien, besonders im Kult des Gottes Shiva, eine große Rolle. In Tempeln, Häusern und auf Feldern wird der Phallus (das Lingam) als Symbol des Gottes Shiva aufgestellt, häufig in Verbindung mit dem weiblichen Geschlechtsorgan (Yoni). Zahlreiche Stämme Afrikas und Neuguineas besitzen noch heute phallusartige Fetische. Bei manchen Völkern der Südsee dienen solche geschnitzten Pfähle, am Rand des Dorfes aufgestellt und von ihm abgewandt, als Wächter, die den Feinden (Menschen und Geistern) drohen. Ähnlich sitzen bei einigen Affenarten, z. B. Meerkatzen, Männchen mit rotem Penis und blauen Hoden am Rand der Gruppe nach außen gewandt, während die anderen fressen oder ruhen, und bekommen bei Annäherung eines gruppenfremden Artgenossen eine weithin sichtbare Erektion. Das angedeutete oder gewaltsame Aufreiten dient bei sozial lebenden Säugetieren oft der Machtdemonstration, ebenso dienen beim Menschen Vergewaltigungsdelikte häufig der Unterwerfung und der Demonstration von Macht. Entsprechend gibt es in der Sprache vieler Kulturen phallische Ausdrücke, auch zur Herabsetzung des anderen. - Als Phallussymbol werden mitunter Gegenstände bezeichnet, die an ein steifes Glied erinnern, wobei die Fantasie des Betrachters eine Rolle spielt.
 
Siehe auch: Primaten.
 

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Phạl|los, der; -, ...lloi u. ...llen (selten), Phạl|lus, der; -, ...lli u. ...llen, auch: -se [spätlat. phallus < griech. phallós] (bildungsspr.): das [erigierte] männliche Glied (meist als Symbol der Kraft u. Fruchtbarkeit): Die Herme, sein ursprüngliches Zeichen, hat die Gestalt des Phallus (Frisch, Gantenbein 225); In der Theorie Jacques Lacans ist das Konzept des Phallus nur eine Möglichkeit, den Penis zu interpretieren (Zeit 5. 2. 98, 68); Ü Der Phallus aus Stein (= das Völkerschlachtdenkmal) lässt die Leipziger nicht in Ruhe (Zeit 1. 10. 98, 30).

Universal-Lexikon. 2012.

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